Siebter Rundbrief vom 16. Juli 2008

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freundinnen und Freunde in der ganzen Welt!

Noch knapp drei Wochen bis zu meinem Rückflug nach Deutschland. Da ich aber die nächsten eineinhalb Wochen in Urlaub sein werde, dachte ich mir, ich melde mich vorher noch einmal. Meine freien Tage werde ich im Süden Thailands verbringen. Zuerst bin ich ein paar Tage im Nationalpark Khao Sok, einem der letzten Parks wo noch asiatische Tiger und Bären in freier Wildnis leben. Danach werde ich weiterreisen zur Insel Koh Yao. Am dritten August fliege ich zurück nach Deutschland. Fünf Wochen lang bin ich dann zu Hause, bevor ich nach Ehingen(Donau) ziehe um im Theologischen Vorseminar Ambrosianum die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch zu lernen. Danach habe ich vor Diplom-Theologie zu studieren.
Jetzt aber viel Spaß beim Lesen!
Ganz herzliche Grüße aus dem wunderschönen Thailand

คอร์เนเลีา
(Cornelia)

Frauen in Thailand

Die Stellung der Frau in der thailändischen Gesellschaft ist im Allgemeinen nicht sehr gut. Die Situation hat sich in den letzten 50 Jahren durch verschiedene Gesetze von Seiten der Regie­rung drastisch verschlechtert. Früher war hier in Thailand zum Beispiel die Mehrfach-Ehe ganz normal. Doch der Mann hatte für alle seine Frauen und Kinder in gleicher Weise zu sorgen. Seit diese Form der Ehe aber verboten ist, gehen etwa 80% der Thai-Männer regelmäßig zu einer Prostituierten. Das hat die Situation der Ehefrauen verschlechtert und auch die Situation der Frauen, die jetzt als Prostituierte arbeiten. Es hat außerdem dazu geführt, dass die AIDS-Rate im Land stark angestiegen ist. Die Männer stecken sich oft bei Prostituierten an und infizieren dann ihre Ehefrauen und damit auch häufig deren ungeborene Kinder.

Als die Prostitution offiziell verboten wurde, hat sich die Situation für die Frauen, die in den Bars arbeiten, noch einmal sehr verschlechtert. Da weder Regierung noch Polizei etwas gegen die vielen Bars unternehmen, arbeiten alle Frauen im Sex-Business sozusagen illegal. Somit haben sie auch keinerlei Rechte und Kunden können mit ihnen machen, was sie wollen, ohne Folgen befürchten zu müssen.

Im Nordosten Thailands (dem ärmsten Teil des Landes) sind auch immer noch Zwangsehen an der Tagesordnung. Eltern verkaufen ihre Töchter oder Ehen werden schon in frühester Kindheit arrangiert. Läuft die Ehefrau weg oder stirbt, so hat der Mann das Recht, ihre jüngere Schwes­ter als Ersatz zu nehmen.

Andererseits gibt es dort aber auch die Tradition, dass das ganze Erbe auf die jüngste Tochter (und nicht auf einen Sohn) übergeht. Die älteren Töchter heiraten und gründen eigene Familien. Die Söhne können je nach Wahl heiraten, arbeiten gehen oder einfach zu Hause bleiben. Die jüngste Tochter lebt normalerweise am längsten zu Hause. Von ihr wird erwartet, dass sie die Eltern und eventuell auch Brüder versorgt. Will sie heiraten, so soll der Mann zu ihr ins Haus der Eltern ziehen. Dafür bekommt sie dann auch das Erbe, das sehr oft aus einem großen Berg Schulden besteht. Durch diese Forderungen landen viele der Frauen in den Bars von Pattaya.

Die Bar-Arbeiterinnen sind leider in der Gesellschaft immer noch nicht akzeptiert. Für die Frau­en ist es zum Beispiel schwierig, später wieder einen „normalen" Job zu finden. Und ihre Freun­dinnen sind zumeist auch Arbeitskolleginnen, weil Mitglieder der „normalen“ thailändischen Ge­sellschaft meisten nichts mit „solchen Menschen“ zu tun haben wollen.

Selbst Familien verachten ihre Töchter dafür, wenn sie ihr Geld mit Prostitution verdienen. Viele der Frauen erzählen in ihrem Dorf nicht, wo und als was sie arbeiten. Wenn die Eltern und Nachbarn es wissen, wird es totgeschwiegen, wann immer die Frau zu Besuch ist. Im schlimmsten Fall kann eine Frau, die als Sexarbeiterin Geld verdient, nicht mehr in ihr Heimat­dorf zurückkehren. Ihr Geld wird jedoch in allen Fällen eingefordert und angenommen. Es ist schwierig, näher auf die Situation der Frauen einzugehen, weil alles von den Lebensumständen und der Familie jeder einzelnen abhängt. Sagen kann man meiner Meinung nach, dass eine Frau von vielen Männern als etwas Niedrigeres angesehen wird.

Phansaa – die Buddhistische Fastenzeit

Wie im Christentum und im Islam gibt es auch im Buddhismus eine Fastenzeit. Diese dauert drei Monate und findet in Thailand jedes Jahr von Mitte Juli bis Mitte Oktober statt. Das ist die Zeit, in der in Asien der Reis wächst. Deshalb hat Buddha die Regel aufgestellt, dass seine Mönche während dieser drei Monate nicht ausgehen dürfen, sonst könnten sie ja aus versehen auf junge Reispflanzen treten. Normalerweise gehen die Mönche jeden Morgen auf die Straße und bekommen dort von der Bevölkerung Geld, Essen und Gebrauchsgegenstände wie Seife und Shampoo.

Da die Mönche also nicht ausgehen, werden sie während der drei Monate von den Gläubigen im Tempel versorgt. Die Menschen bringen jeden Tag Essen, Kleidung, Geld und traditionsge­mäß auch Kerzen, damit die Mönche ihr Studium fortführen können. Wenn ein Mann für drei Monate das Leben eines Mönchs im Tempel führen will, so ist die Fastenzeit die richtige Zeit, das zu tun.

Der Beginn der Fastenzeit wird in ganz Thailand mit zwei großen Feiertagen am 17. und 18. Juli gefeiert. An diesen beiden Tagen kommen viele Menschen zum Tempel, bringen Essen, beten zu Buddha und hören den Mönchen zu. Die Mönche haben die Aufgabe, die Menschen zu un­terrichten und in ihrem Glauben zu stärken.

Um die Fastenzeit zu beginnen gab es auch im Zentrum eine Aktivität. Heute, am 16. Juli, wa­ren wir den Vormittag über zusammen im Tempel. Nachdem alle Schülerinnen sich registriert hatten wurde erst einmal eine Stunde lang geputzt. Eine Gruppe fegte das Gelände um den Tempel herum (da musste ich helfen), eine Gruppe putzte den Pavillon, in dem die Mönche un­terrichten und eine dritte Gruppe musste die Bäder und Toiletten der Mönche säubern. Nach­dem alles mehr oder weniger blitzblank war, trafen sich alle im Pavillon, wo einer der Mönche eine einstündige Rede gehalten hat. Da leider nichts für uns übersetzt wurde, weiß ich nicht, worüber er die Frauen unterrichtet hat. Danach wurde gebetet und die Mönche bekamen die mitgebrachten und vorher vorbereiteten Speisen. Als sie fertig waren mit essen wurden den Mönchen die mitgebrachten Geschenke und das im Zentrum gesammelte Geld überreicht. Dann haben wir zusammen noch ein Gebet gesprochen und endlich gab es Essen für die Schü­lerinnen. Wir saßen in Kreisen auf dem Boden zusammen und haben die Überreste der Mönche verspeist. Hinterher mussten wir alles spülen und noch einmal putzen bevor wir zurück nach Hause durften.

Auch wenn wir Freiwilligen nicht allzu viel verstanden haben, war es auf jeden Fall eine sehr interessante Aktivität.

Myanmar (Burma) – das thailändische Nachbarland

Zwar war ich selbst noch nicht in Burma, aber nach dem Wirbelsturm „Nargis“ Anfang Mai hat bestimmt jeder von Euch und Ihnen von dem Land gehört. Da die Nachrichten sehr schnell wieder verschwunden sind, möchte ich kurz über die aktuelle Lage dort berichten. Durch enge Kontakte der Ordensschwestern hier zu Schwestern in Rangoon, der Hauptstadt von Burma, bekommen wir neue Nachrichten aus erster Hand.

Burma war nie ein Land mit mit nur einer Bevölkerungsgruppe. Auf dem Staatsgebiet lebten vor der britischen Übernahme (in drei Schritten zwischen 1824 und 1885) sehr viele kleine Volks­stämme mehr oder weniger friedlich zusammen. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948 übernahm der Stamm der Burmesen die Regierung und ein paar Jahre lang war alles friedlich. Dann wurden praktisch über Nacht die Regierungsmitglieder entweder ins Ge­fängnis gesteckt oder ermordet und seither regiert das Militär im Land. Die neue Regierung be­gann ab 1960 alle Ausländer, auch große Firmenbesitzer und Geistliche, des Landes zu verwei­sen. So mussten auch die Schwestern vom Guten Hirten 1968 als eine der letzten Gruppen das Land verlassen. Seit Mitte der 90er Jahre werden langsam wieder Ausländer ins Land gelas­sen, allerdings nur mit Auflagen und vielen Extra-Zahlungen.

Das burmesische Volk hat viele Male versucht, gegen die Regierung zu protestieren. Die Proteste wurden aber immer blutig niedergeschlagen. Im vergangenen November gab es den letzten größeren Volksaufstand, als die buddhistischen Mönche tagelang auf den Straßen marschiert sind – die Mönche landeten im Gefängnis und die Regierung ist immer noch an der Macht.

Als im Mai der Wirbelsturm „Nargis“ das Land traf, war vor allem die Region am stärksten betroffen, in denen einer der größten und am heftigsten protestierenden Volksstämme lebt. Das ist, Vermutungen zufolge, auch einer der Gründe, warum die Regierung lange keine ausländische Hilfe ins Land lassen wollte. Auch jetzt, wo ausländische Helfer da sind, ist kaum Hilfe möglich. Die Auflagen sind sehr streng und die Arbeiter werden überwacht und verfolgt. Beispielsweise dürfen alle christlichen Hilfsorganisatio­nen wie Caritas ihre Hilfsgüter nur an Christen im Land verteilen. Das ist natürlich unsinnig, weil die meisten Burmesen Buddhisten sind.

Die Katholische Kirche im Land hat eigene Hilfe organi­siert. Zum Beispiel bauen sie kleine Hütten und Häuser wieder auf oder auch ganz neu. Aber auch das können sie nicht offensichtlich tun. Die Helfer errichten an einem Ort immer nur ein paar wenige Häuser und ziehen dann weiter zu einem anderen Ort. Würden sie das nicht tun, so würden sie innerhalb kürzester Zeit auffallen und von der Regierung verhaftet werden. Au­ßerdem versucht die Kirche mit Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Beratung zu helfen. Da auch hier gilt, dass nur Christen versorgt werden dürfen, wird auf Solidarität zwischen den Familien gebaut. So bekommt eine Familie statt der benötigten 6 Säcke Reis zehn Säcke und verschenkt den übrigen Reis an Nachbarn und Freunde.

Zum Schluss noch einmal ein paar Blitzlichter